Sportverletzungen

Fußball

"Weiche Leiste" im Fußball und anderen Sportarten

 

Der spezifische Bewegungsablauf im Fußball führt zu einer besonderen Belastung der Adduktoren, der Muskeln also, die das Spielbein an den Körper heranziehen. Die Adduktion wird  mit großer Beschleunigung und Kraft ausgeführt, dabei besteht natürlich die Gefahr akuter und chronischer Schäden. Die größten Kräfte treten dabei natürlich in den "Befestigungspunkten" des Muskels am Knochen, in den Ursprungs- und Ansatzbereichen der Sehnen, auf. Adduktorenprobleme bzw. die "weiche Leiste" sind besonders häufig im Fußball. 

 

Über die Ursache der Leistenschmerzen bestehen unterschiedliche Vorstellungen.

 

Viele Fachleute glauben, daß es sich um eine Überdehnung der Hinterwand des Leistenkanals mit zusätzlicher schmerzhafter Nervenreizung handelt. Sie betrachten die hier geschwächte Muskulatur (daher "weiche" Leiste") auch als Vorstufe eines Leistenbruchs. Die Diagnose erfolgt durch eine Ultraschalluntersuchung. Als Konsequenz erfolgt bei Versagen der üblichen physiotherapeutischen und antiphlogistischen Maßnahmen eine, oft arthroskopische, Operation zur Stabilisierung der Leistenwand. 

 

Es ist aber belegt, daß eine Schwächung der Leistenmuskulatur, selbst bei positivem Ultraschallbefund, nur in sehr seltenen Fällen (ca. 3%) die wirkliche Ursache für die Leistenschmerzen in den Mannschaftssportarten ist. Die Operationsindikation sollte entsprechend zurückhaltend gestellt werden. Zudem bleibt die Operation oft ohne Besserung nach Wiederaufnahme des Sports. Gegen die These der "weichen Leiste" spricht, dass generell zwischen Leistenbrüchen und Zustand der Leistenmuskulatur keine bekannte Beziehung besteht.

 

Typische und häufige Ursachen für den chronischen Leistenschmerz sind Insertionstendinosen besonders im Schambeinbereich, Verkürzungen und Sehnenprobleme der Adduktoren. Die nach unserer Erfahrung meist erfolgreiche Maßnahme bei diesen Auslösern ist eine aktive Regeneration der geschädigten Sehneninsertionen mit der fokussierten Stosswellentherapie (ESWT), gefolgt von einem gezielten Aufbau der relativ zu schwachen Adduktorenmuskulatur. Die Behandlung erfordert viel Erfahrung mit der Sonographie gestützten ESWT. Hochenergetische Laserbehandlung oder Sonographie gestützte PRP können den Effekt u.U. verstärken. Bis zur erwarteten deutlichen Symptombesserung vergehen i.d.R. 3 - 6 Monate.  In dieser Zeit dürfen ausschließlich schmerzfreie Trainingseinheiten mit unterstützender Physiotherapie und isokinetischer KG-Gerät stattfinden. In der Sportmedizinischen Ambulanz wurde für diese Indikation ein geschlossenes Therapiekonzept entwickelt.

 

Literatur: Best et al. 2010